Diana Stöcker: „Für uns kommt das nicht überraschend“

Friedensbrücke in sehr schlechtem Zustand / Stadt Weil am Rhein verweist auf Durchstich-Lösung

Friedensbrücke: Nach einer Bauwerkshauptprüfung ist klar, der Zustand der genieteten Stahlfachwerkbrücke aus dem Jahr 1909 ist "sehr schlecht". Foto: Stadtverwaltung / Bähr

Das Regierungspräsidium (RP) Freiburg hat in den vergangenen Monaten die Friedensbrücke genauer unter Lupe genommen. Nun liegt das Ergebnis der großen Bauwerkshauptprüfung – die alle sechs Jahre stattfindet – vor. Und es sieht nicht gut aus. „Das beauftragte Ingenieursbüro hat den Zustand der genieteten Stahlfachwerkbrücke aus dem Jahr 1909 als sehr schlecht bezeichnet“, hält das RP fest. Es hält verkehrliche Einschränkungen zur Reduzierung der Belastung des Bauwerks für dringend erforderlich.

Aufgrund der vorhanden Brückenschäden muss die Tonnage sowie die Geschwindigkeit auf der Friedensbrücke reduziert wird. Die Stadt Weil am Rhein als untere Verkehrsbehörde wird auf Veranlassung des Regierungspräsidiums eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer und ein Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen vorbereiten und so schnell wie möglich anordnen. 

„Das ist keine gute Nachricht. Sie kommt für uns aber nicht überraschend. So etwas war doch mittelfristig zu erwarten und wir können fast noch froh darüber sein, dass es zu keiner Sperrung kommt. Es war klar, dass die Brücke aus dem Jahr 1909 mittelfristig saniert werden muss und es erhebliche Verkehrseinschränkungen geben wird“, äußert sich Oberbürgermeisterin Diana Stöcker in einer ersten Stellungnahme. „Die Prüfungsergebnisse zeigen die Dringlichkeit der Forderung nach dem Durchstich nach Friedlingen.“ 

Erst im vergangenen Jahr habe sie in ihrer damaligen Funktion als Bundestagsabgeordnete zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Dietz diesbezüglich im Bundesverkehrsministerium interveniert. Dabei sprach sie von einem „verkehrstauglichen Lückenschluss der B317 im Stadtgebiet von Weil am Rhein“. 

Diese Maßnahme sei für Weil am Rhein und die gesamte Grenzregion von erheblicher städtebaulicher Bedeutung. Der Durchstich würde dazu beitragen, den Ortsteil Friedlingen über eine „Tunnellösung“ nachhaltig zu erschließen und eine Alternative für die in die Jahre gekommene und sanierungsbedürftige Friedensbrücke zu schaffen.

Die Stadtverwaltung drängt seit Jahrzehnten auf eine unter den Bahngleisen verlaufende Verbindung zwischen Zollfreier Straße (B317) und der Hauptstraße in Friedlingen. Aus Sicht der Stadtverwaltung ist ein Durchstich aus städtebaulichen Aspekten sinnvoll. Die derzeitige Anbindung über die „Friedensbrücke“ sei eine Engstelle, die oft zu Verkehrsbehinderungen führe.

Der Durchstich war seit 1967 Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans, wo er immer unter „weiterer Bedarf“ gelistet war. 2013 bemühte sich die Stadt, das Projekt als „vordringlichen Bedarf“ einzustufen zu lassen. Regierungspräsidium und Landesregierung indes meldeten dieses Projekt aus für die Stadt nicht nachvollziehbaren Gründen nicht mehr zur Aufnahme an. 2016 wurde der Durchstrich daraufhin aus dem Bundesverkehrswegeplan 2030 gestrichen.  

Das zuständige Landesverkehrsministerium hatte auf Nachfrage des Verkehrsministeriums mitgeteilt, dass die Friedensbrücke keinen Anlass biete, einen Ersatz dieses Bauwerks in Angriff nehmen zu müssen.

Wolfgang Dietz war damit nicht einverstanden: „Das ist keineswegs vorausblickend. Wir reden hier von einem Bauwerk, das über die am stärksten befahrene Schienentrasse Europas führt. Eine Sanierung der Friedensbrücke wird außerordentlich aufwändig werden“, machte er im vergangenen September deutlich. „Die aktuelle Prüfung und die kurzfristigen Verkehrseinschränkungen bestätigen unsere Sichtweise“, sagt Stöcker.

„Jetzt ist es sehr wichtig, umgehend die Sicherung und Erneuerungsplanung der kritischen Teile anzugehen, plus verdichtet zu prüfen“, macht Stöcker deutlich. Dies wird das RP derweil umgehend veranlassen. „Die Überprüfung der relevanten Bauteile wird einem verdichteten Prüfzyklus unterworfen“, heißt es aus Freiburg. Zur Bewertung der langfristigen Maßnahmen zur Sicherung der Bahnquerung müssten weitere grundlegende Untersuchungen und Planungen durchgeführt werden. Das wird das Referat für Ingenieurbau im RP in Angriff nehmen. 

Die Stadtverwaltung Weil am Rhein erwartet nun zunächst einen Vorschlag des RP für die künftige Ausschilderung der Umleitungsstrecke des Schwerverkehrs und mittelfristig, dass der Durchstich wieder Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans wird.