Gemeinsam die Zukunft der Kinder im Blick

Weiler Schulen, Eltern und der Schulträger halten nach Lesepaten Ausschau / Erster Schritt des bürgerschaftlichen Engagements

Gemeinsame Aktion: (h.v.l.) Der Gesamtelternbeirat um Judith Aberle und Anja Streicher, Hauptamtsleiterin Annette Huber, die Lehrerschaft um Viktoria Wachter, Schulleiter Stephan Hölscher und natürlich auch die Schülerinnen und Schüler, hier vertreten durch (v.v.l.) Rico, Jasmin und Marie hoffen auf Unterstützung.

Praxisnah, spielerisch, kreativ: Ehrenamtliche Schulpatinnen und Schulpaten sollen nach den vielen Corona-Einschränkungen an den Schulen in Weil am Rhein für frischen Wind sorgen und damit Kinder, Jugendliche und Lehrer unterstützen. Das ist der gemeinsame Wunsch der Schulleitungen, Eltern und des Schulträgers, der Stadt Weil am Rhein. Im ersten Schritt würden sich die fünf Grundschulen in der Stadt über einfühlsame Lesepatinnen und -paten freuen.

Die Pandemie mit all den Einschränkungen, dem Homeschooling, der Reduzierung von Kontakten und dem Zurückfahren der schulischen Angebote hat bei vielen Schülerinnen und Schülern deutliche Spuren hinterlassen. Gerade die Grundtechniken, das Lesen, Schreiben und Rechnen, haben gelitten. „Darauf müssen wir unser Hauptaugenmerk legen“, sagt Burkhard Keller, der Rektor der Gemeinschaftsschule.
Wer hat Lust, Zeit und Interesse, mit wissbegierigen Kindern spannende, lustige, schöne oder abenteuerliche Geschichten zu lesen? Wer kann sich vorstellen, die eine oder andere Vorlesestunde zu gestalten und so dem Nachwuchs eine große Freude zu bereiten?  „Es wird Zeit, dass das Leben in den Schulen nach all den Corona-Einschränkungen zurückkehrt. Wir brauchen und wollen unbedingt den Input von außen“, meint Stephan Hölscher, Schulleiter der Leopoldschule, dazu und hofft, Ehrenamtliche zu finden, die den Kindern zur Seite stehen, um in gemütlicher Atmosphäre auch ein „soziales Miteinander“ zu schaffen.

Die so genannten Lesepaten sollen der Anfang dieser besonderen Zusammenarbeit zwischen Weiler Bürgerinnen und Bürgern und den hiesigen Schulen darstellen. Denn die Mithilfe kann und soll dann künftig vielfältiger Natur sein: Basteln, backen, Beruf vorstellen, Hausaufgaben betreuen oder Fremdsprachen vertiefen. „Die Palette ist riesig. Mit den Lesepaten wollen wir zunächst einmal starten und schauen, wie die Resonanz ist, um dann mit den ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern die nächsten Schritte zu gehen“, erklärt die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, Anja Streicher. 

So einige Kinder und Jugendliche benötigen Unterstützung. Das kann beim Lesen, Schreiben oder Rechnen sein, manche Mädchen und Jungen würden gerne aber auch kreativ sein, einen Kuchen backen, im Schulgarten ihren grünen Daumen beweisen oder beim Theaterspiel mal so richtig aus sich heraus gehen. Andere wiederum wissen nicht, in welche berufliche Richtung es gehen soll oder haben Probleme mit einer Fremdsprache. Üben, begleiten, anweisen, Zeit nehmen, einfach da sein – die Schulpatinnen und Schulpaten können ihre Kompetenzen einbringen und damit Gutes tun.
„Man muss ehrlich sein. Aufgrund von Corona sind doch einige Aktionen und Projekte, die nicht im Bildungsplan zwingend vorgeschrieben sind, eingeschlafen“, weiß Hölscher nur zu gut. Das müsse aber nicht so bleiben. „Wir sind froh, über alle Angebote von Ehrenamtlichen, die wir nicht über den normalen Unterricht abdecken können“, ergänzt Keller.

Die Fäden sollen im Rathaus zusammenlaufen. Die Koordination übernimmt das Hauptamt in Zusammenarbeit mit den Schulen und dem Gesamtelternbeirat. „Als zentrale Anlaufstelle wollen wir unseren Teil zum Gelingen dieses Projektes beitragen, das gerade den Kindern zugutekommt, die im häuslichen Umfeld eben nicht auf Unterstützung hoffen können“, erklärt Hauptamtsleiterin Annette Huber.   
Die Schulleitungen und die Stadtverwaltung begleiten die Lese- beziehungsweise Schulpaten, die auch Unterstützung von Schulmentoren erhalten können, und stehen für Fragen zur Verfügung. Nicht zuletzt kann auch eine kleine Aufwandsentschädigung für das Engagement ausbezahlt werden.  

„Die vergangenen Monate waren nicht einfach, gerade für die Kinder und Jugendlichen. Nun wollen wir wieder durchstarten und brauchen die Unterstützung der Weilerinnen und Weiler - und zwar praxisnah, echt und lebendig. Wir wollen etwas bewegen“, sagt Anja Streicher und freut sich über den Schulterschluss aller Beteiligten.

Auch die Schülerinnen und Schüler finden das Projekt klasse. Einige Drittklässlerinnen und Drittklässler der Leopoldschule haben nicht nur die Plakate entworfen, sondern wissen auch um die Wichtigkeit. Marie (8) meint beispielsweise, dass auch ältere Kinder nicht so gut lesen könnten, und deshalb die Chance bekämen sollten, dies noch zu verbessern. Rico (9) erzählt, dass die Corona-Zeit dafür gesorgt habe, dass weniger gelernt worden sei. „Mit den Paten könnte man das etwas aufholen.“ Und Jasmin (9) ergänzt: „Mit Paten, die zu uns kommen, könnten alle Schüler mehr lernen.“

Weitere Informationen gibt es telefonisch bei der Abteilung für Soziales, Schulen und Sport unter Telefon 07621/704-131 (Herr Nußbaumer). Interessierte können sich zudem per Mail unter schulpaten@weil-am-rhein.de melden.

Die Stadtverwaltung Weil am Rhein beteiligt sich seit dem 30. Oktober 2012 am Vorhaben „Kinderfreundliche Kommunen“. Sie wurde 2014 und 2019 mit dem gleichnamigen Siegel durch den Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ ausgezeichnet. Ziel des Programms ist es, Kommunen bundesweit zu unterstützen, ihre Angebote, Planungen und Strukturen im Sinne der Kinderrechte zu verbessern und die UN-Kinderrechtskonventionen im direkten Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen anzuwenden.