Mut kann man auch lernen
Projekt Zivilcourage: 100 Kant-Schülerinnen und -Schüler machen mit
In Konfliktsituationen besonnen zu handeln, sich in andere Personen hineinzuversetzen, sich für die Gemeinschaft einzusetzen – beim Projekt Zivilcourage, das die Kommunale Kriminalprävention zusammen mit dem Theater Tempus fugit, am Kant-Gymnasium veranstaltete, waren rund 100 Schülerinnen und Schüler der achten Klasse mit von der Partie.
Die Schülerinnen und Schüler hatten in Groß- und Kleingruppen verschiedene Stationen zu durchlaufen, in denen sie heiklen Alltagssituationen begegnen mussten. Junge Schauspielerinnen und Schauspieler des Lörracher Theaters und Schauspielpädagoginnen und -pädagogen sorgten für eine authentische Darstellung.
Ziel war es, die Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, adäquat zu reagieren, sich in andere Personen hineinzuversetzen und sich für die Gemeinschaft zu engagieren. Es waren Konflikte, wie sie im Klassenzimmer, auf Schulhöfen oder im öffentlichen Raum immer wieder vorkommen können. Es wurden also möglichst reale Situationen abgebildet und „echte“ Geschichten nachgespielt.
Die jungen Darstellerinnen und Darsteller, die teils noch selbst die Schule besuchen, bringen ihre eigenen Erfahrungen mit ein und zeigen den Schülern, dass sie nicht allein sind, und, dass es mutig ist, sich zu öffnen und über schwierige Situationen oder Konflikte zu sprechen.
Sexuelle Belästigung, das Wählen im Sportunterricht oder das Umhängen einer Regenbogentasche waren beispielsweise Themen, die in Großgruppen gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern, behandelt wurden. In Kleingruppen ging man ohne die Lehrkräfte intensiver auf Themen wie Mobbing, Cybermobbing, Solidarität und Demokratie oder „Aus Spaß wird ernst“ ein.
Mit diesem Projekt, dass Tempus fugit in Kooperation mit der Kriminalpolizei Lörrach entwickelt hat, sollen die Jugendlichen angeleitet werden, die eigene Rolle, auch in der Klassengemeinschaft, zu reflektieren. Es soll das Bewusstsein für eigene Sprache geschaffen und die Bedeutung und die Herkunft von Beleidigungen erklärt werden.
Ebenso sollen schwierige Situationen früh erkannt und Lösungsmöglichkeiten sowie Deeskalationsstrategien kennengelernt werden. „Es soll erlernt werden, die eigene Position zu vertreten, auch wenn die Mehrheit etwas anderes vorgibt. Geschult wird zudem die Empathie, wenn man sich eigenes Erlebtes vergegenwärtigt, um sich in andere Menschen hineinversetzen zu können“, sagt Klassenlehrer Marcus Meßthaler, der dieses Projekt mit organisiert hat.
Während die Schauspielerinnen und Schauspieler die Szenen spielen, können die Schülerinnen und Schüler ins Geschehen eingreifen und den Fortgang entsprechend verändern. Die Jugendlichen können in die Rolle des Außenstehenden schlüpfen, Momente des möglichen Eingreifens benennen und selbst ausprobieren. So können sie den Ausgang der Konfliktsituation durch ihre Aktionen in andere Richtung zu lenken. „Sie erproben damit also Zivilcourage direkt und hautnah“, macht Olga Anselm von der Kommunalen Kriminalprävention klar.
Die Schülerinnen spüren deutlich, dass Zivilcourage Mut erfordert, dass sie diesen Mut aber auch erlernen können. Zugleich erleben sie jedoch auch die Grenzen ihres Handels und begreifen, dass sie sich nicht in Gefahr bringen dürfen, und dass auch eine Anzeige bei der Polizei, ein Gespräch mit Lehrerinnen oder Lehrern oder Erwachsenen bereits Zivilcourage bedeutet.