Das Zentrum im Fokus, die Sterne im Blick

24 Stunden unter freiem Himmel: DHBW-Studierende beobachten das Geschehen in Weil am Rhein

Oberbürgermeisterin Diana Stöcker (l.) schaute bei einer der drei Gruppen von Studierenden der DHBW Lörrach vorbei, die sich 24 Stunden auf drei zentralen Plätzen in der 3-Länder-Stadt eingerichtet hatten. Die angehenden Architekten beobachteten einen Tag lang das städtische Geschehen um sie herum. Foto: Stadtverwaltung Weil am Rhein / Bähr

Was heißt es eigentlich ein Dach über dem Kopf zu haben? Oder anders: Wie fühlt es sich an, 24 Stunden unter freiem Himmel zu verbringen? Diese Selbsterfahrung machten die neuen Studierenden des ersten Semesters im Studiengang Architektur der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Lörrach. Auf drei verschiedenen Plätzen in Weil am Rhein hatten sich die acht- bis zehnköpfigen Gruppen ihre Beobachtungszentrale zurecht gemacht.

Statt auf den Vitra Campus ging es für einmal hinaus in die 3-Länder-Stadt. Statt in der Siza-Produktionshalle waren der Rathaus-, Europa- und Sparkassenplatz das diesmal luftige Klassenzimmer einer Lehrveranstaltung. Es war gleichzeitig auch die erste Übung im Modul „Gestaltung“ und stand unter dem Motto „Un-behaust“.

Oberbürgermeisterin Diana Stöcker hieß in Begleitung von Bürgermeister Lorenz Wehrle am Montagabend die Studierenden, die am 1. Oktober ihren ersten Studientag absolvierten, sowie Professor Frank Hovenbitzer, herzlich willkommen in Weil am Rhein. Auf dem Rathausplatz unter der großen Uhr freute sie sich darüber, dass die vielen angehenden Architektinnen und Architekten „die Stadt eingenommen“ haben und damit auch eine Verbindung zu Weil am Rhein eingegangen sind.

Die Auswahl der Beobachtungsstandorte sei sicherlich nicht zufällig erfolgt, hielt sie fest. „Alle drei Plätze sind zentrale Punkte in unserer Stadt und liegen im Zentrum.“ Direkt beim Europaplatz an der Dreiländergalerie befinde sich die Verkehrsdrehscheibe von Weil am Rhein. Hier fahren Züge, Busse und das Tram ab, hier befindet sich ein großes Einkaufszentrum. Kurzum: „Es sind viele Menschen unterwegs.“

Der Rathausplatz sei groß und damit auch ein Anziehungspunkt für viele unterschiedliche Menschen und Nutzergruppen. „Die Hüpfspiele erfreuen sich großer Beliebtheit, im Sommer ist natürlich auch der Brunnen ein Anziehungspunkt“, so Stöcker. Die Bänke unter der riesigen Fichte seien zudem ein Treffpunkt von Jugendlichen und jungen Menschen.

Zu Beginn beziehungsweise am Ende des verkehrsberuhigten Innenstadtbereich befindet sich der Sparkassenplatz. Hier gebe es einige Gastronomiebetriebe und Einzelhandelsgeschäfte sowie viel Verkehr. „Der Bedarf an Veränderungen ist vorhanden, auch von baulicher Seite her“, meinte Stöcker.

Campingstuhl, Isomatte, Schlafsack, Winterjacke, dazu Getränke und etwas zu essen, das war die Grundausrüstung der jungen Menschen, die immer wieder ihren Block und Bleistift zückten, um skizzenhaft das Geschehen drumherum einzufangen. Die Aufgabe der Studentinnen und Studenten bestand darin, die Plätze und den Stadtraum über 24 Stunden hinweg zu beobachten, zu analysieren und zu interpretieren. Wie viele Passanten huschen vorbei, wie viele ruhen sich aus, wie verändert das Licht die Umgebung und ändert sich zu gewissen Zeiten auch die gesamte Atmosphäre?

Die Veränderungen im öffentlichen Raum im Laufe eines Tages galt es zu dokumentieren, um diese dann später im Seminar zu präsentieren. In welcher Form, ob als Videos, Fotos, Skizzen oder schriftlichen Protokollen, blieb den Studierenden überlassen. Genauso individuell waren in den 24 Stunden natürlich auch das körperliche Empfinden und die Wahrnehmung dessen, was es heißt, Tag und Nacht nur das Himmelszelt über dem Kopf zu haben. Auch dies war zu reflektieren und ist in der Folge zu dokumentieren.

Studiengangleiter Professor Frank Hovenbitzer freute sich über einen gelungenen Start des neuen Semesters und die „tolle Weiterentwicklung“ der DHBW Lörrach mit dem Standort des Studiengangs Architektur im gemeinsamen Oberzentrum auf dem Weiler Vitra Campus. „Die Aktivitäten der Studentinnen und Studenten werden in Zukunft für beide Städte eine Bereicherung sein“, stellte er fest und verwies darauf, dass die beiden Baubürgermeister, Monika Neuhöfer-Avdic (Lörrach) und Lorenz Wehrle (Weil am Rhein), als Dozenten gewonnen werden konnten. Beide Verwaltungen bilden jeweils auch einen Studenten in der Praxisphase aus und sind damit als Partner des dualen Studiengangs aktiv.

Dass eine solche Aktion durchaus auch für die weitere Stadtentwicklung gewinnbringend sein kann, machte die Oberbürgermeisterin deutlich. „Ihre Erfahrungen können wir in die Stadtplanung einfließen lassen. Wir werden gerne davon Gebrauch machen und danken schon jetzt für ihre Einblicke und Erkenntnisse, die sie in diesen 24 Stunden in unserer Stadt sammeln konnten“, meinte Stöcker und verabschiedete die Gruppen in eine hoffentlich nicht allzu frostige Nacht. 

Die neuen Studierenden des ersten Semesters im Studiengang Architektur der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Lörrach beobachteten 24 Stunden auf drei zentralen Plätzen in Weil am Rhein das städtische Geschehen um sie herum. Oberbürgermeisterin Diana Stöcker (l.) und Bürgermeister Lorenz Wehrle (r.) statteten ihnen im Dunkeln einen Besuch ab. Foto: Hovenbitzer