Dem Jura-Föhn auf den Fersen
Wettermann Jörg Kachelmann nimmt neue Wetterstation im Friedlinger Rheinhafen in Betrieb
Regen, zehn Grad, schmuddelig, ungemütlich: Nein, der Wettergott meinte es nicht gut mit Wettermann Jörg Kachelmann, der im Friedlinger Rheinhafen weilte, um mit Oberbürgermeister Wolfgang Dietz im Rheinhafen den Medien die neu installierte Wetterstation vorzustellen. In Lörrach geboren verbrachte Kachelmann die ersten beiden Jahre seiner Kindheit in Weil am Rhein. Und auch nach dem Umzug nach Waldshut beziehungsweise Schaffhausen kam er immer wieder gerne zurück: „Die Leute hier waren immer nett.“
In der 3-Länder-Stadt hat der 65-Jährige nun eine Wetterstation für seine Schweizer Firma „Kachelmannwetter“ in Betrieb genommen. Dort also, wo er nach seiner Geburt bis Ende November 1960 in der Bläserstraße lebte und sein Vater als Eisenbahner im Rangierbahnhof arbeitete. Kachelmann berichtete von guten Bekannten, die ihm in Erinnerung geblieben sind, von Gutedel-Erlebnissen am „Wiiler Schlipf“ und einem 4:3-Derbysieg des SV Weil beim FV Lörrach.
Mit der Inbetriebnahme der Station im Rheinhafen habe er nun einen „Phantomschmerz“ kurieren können. Er wollte nämlich unbedingt wieder eine Wetterstation in Weil am Rhein errichten, wo es doch Ende der 90er schon mal eine von seiner inzwischen verkauften alten Firma im Dreiländergarten gab.
Kran im Rheinhafen ist der perfekte Standort
Als perfekten Standort wurde ein Kran im Rheinhafen auserkoren. In gut 25 Metern Höhe misst diese nun die Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck, die Intensität der Sonne, die Windrichtung- und -stärke sowie die Regenmenge. Ideal sei der Standort auch nach meteorologischen Gesichtspunkten.
Angebracht wurde die Wetterstation hoch oben vom langjährigen Kranführer Gerhard Sütterlin. Die Höhe habe ihm nichts ausgemacht, nur der harte Boden während er kniete, berichtete er. Das war vor gut drei Wochen, seither liefert die Station wichtige, spannende Daten. Daten, die Kachelmann selbst immer wieder staunen lassen.
So sei doch Weil am Rhein am vergangenen Sonntag, 18 Uhr, der deutlich wärmste Ort in ganz Deutschland gewesen. Zu diesem Zeitpunkt herrschten 22 Grad und damit zwei, drei Grad mehr als in der restlichen Republik. Der Grund dafür, erklärte Kachelmann, sei ein Jura-Föhn gewesen, der aufgrund des ungewöhnlichen Südwindes wie ein schmaler Strich für einen kurzen „Auspuster“ sorgte.
Wenn er über das Wetter spricht, hören alle gebannt zu. Das ist auch heute noch so. Anfang der 1990er war es jener Jörg Kachelmann, der mit seiner unkonventionellen Art den täglichen Wetterbericht zu einem besonders unterhaltsamen TV-Event machte.
„Mir gefällt es, wenn Experten mit verständlichen Worten Laien erklären können, warum, etwas so ist, wie es ist“, sagte Dietz. Er erinnert sich gerne an die lockere Art Kachelmanns, wie er bei der breiten Bevölkerung das Verständnis für das Wetter und dessen Phänomene geweckt habe.
Von der großen TV-Bühne ist Kachelmann nach einer kurzen Rückkehr, als er zwischen 2019 und 2022 nochmals als „Riverboat“-Talkmaster anheuerte, indes verschwunden: Der einst berühmteste Wetterexperte Deutschlands kümmert sich fern ab der Öffentlichkeit um seine kleine Firma, die ihren Sitz im Kanton Schwyz hat. Der 65-Jährige ist aber auch als Wetterexperte weiter sehr gefragt.
In Sattel werden Wetterberichte, aber auch wissenschaftliche Erklärvideos produziert. Mehr als 1000 Wetterstationen besitzt die Firma bislang in Deutschland. Weitere sollen folgen. Ziel sei, dass jede Gemeinde über eine Station verfüge, so Kachelmann. Eine weitere soll übrigens auch noch in der Höhe von Weil am Rhein hinzukommen.
„Schön, dass Sie Weil am Rhein auf die Wetterkarte bringen und das Netz nun entsprechend ergänzt wird."
„Schön, dass Sie Weil am Rhein auf die Wetterkarte bringen und das Netz nun entsprechend ergänzt wird“, freute sich Dietz. Seit März 2021 stehe er mit Kachelmann in Kontakt, um den richtigen Standort auf Weils Gemarkung auszuloten. Bei einer längeren Tour durch die Stadt habe man sich verschiedene Bereiche angeschaut und sei am Ende im Rheinhafen gelandet.
Diese Wetterstation wird untermauern, dass es in Weil am Rhein „besonders warm“ ist. Zwar sei immer von Freiburg die Rede, wenn es um den wärmsten Ort Deutschlands gehe, doch befinde sich die Station dort zwei Meter von einer Hauswand entfernt und sei, so Kachelmann, damit falsch aufgestellt. „Weil ist definitiv wärmer und sonniger, weil die Stadt weiter im Süden liegt“, hielt Kachelmann fest.